Diese vom Österreichischen Psychotherapiegesetz anerkannte Methode wurde in den 50-er Jahren von Hans Carl Leuner begründet und ist aus der Psychoanalyse heraus entwickelt worden. Bei der Arbeit mit Imaginationen nutzt man die jedem Menschen innewohnende Fähigkeit, in Bildern zu denken. Wenn Sie zum Beispiel von Ihrem letzten Urlaub erzählen, haben Sie immer ein Bild davon. Bildhafte Vorstellungen wurden bereits in alten Kulturen als Heilmethoden genutzt und werden es in traditionellen Kulturen heute noch (z.B. bei Schamanen). “Imaginationen” sind Schöpfungen des Unbewussten und zeigen einerseits bisher brachliegende Ressourcen auf, tragen also zu einer Lösungsorientierung der Therapie bei, und andererseits können sie als “Bildersprache des Unbewussten” helfen, Traumata und Konflikte zu bessern oder zu heilen. (ÖGATAP: “KIP”). Das therapeutisch begleitete Erleben innerer Bilder (wenn von der Klientin gewünscht in einer leichten Entspannung) kann unbewusste oder vorbewusste Bereiche der Seele erschließen. Selbstheilungskräfte können gefunden werden, die bisher “verschüttet” waren. Andererseits können Konflikte erkannt und die in Ihnen gebundene Energie frei werden, was zu mehr Lebensfreude und Ausgeglichenheit führt. Die Kreativität wird belebt und kann für gesunde Lösungen genutzt werden. Diese Effekte können mittlerweile in der modernen Hirnforschung nachgewiesen werden (“Die Glücksformel” von Stefan Klein). In den Bildern symbolisieren sich Gefühlszustände, die über eine rein intellektuelle Arbeit viel schwerer zugänglich sind. Was uns aber prägt und auch verändert im Leben ist das, was wir „mit dem Herzen“ erlebt haben. Sowohl das Schlimme wie auch das Freudvolle (In Exyperies „Der Kleine Prinz“ sagt der Fuchs zum Kleinen Prinzen: “Man sieht nur mit dem Herzen gut“). Kinder merken sich den Lernstoff viel leichter, wenn das Erlernte mit einem positiven Erleben – auch über die Sinne – verknüpft ist. So ist auch bei der KIP das Erleben über die Sinne ein Punkt, auf den viel Wert gelegt wird. Die Methode: Ist der Klient damit einverstanden, kann die TherapeutIn eine kurze Körperentspannung anleiten, ähnlich wie beim Autogenen Training. Es reicht aber auch, darüber zu reden und in Augenkontakt zu bleiben, was einigen Klienten lieber ist. Als Motiv wählt man entweder ein Bild, das der Klient selbst schon genutzt hat um eine emotionale Situation zu beschreiben (“Schutzraum”, “himmlisch”, “teuflisch”, “Hexe”, “Zauberhaft”, “zum Explodieren”, “Regenwetter”,…) oder die Therapeutin schlägt ein Thema vor (z.B. Motive aus der Natur), zu dem der Klient dann berichtet, was ihm/ihr dazu in den Sinn kommt. Klient und Therapeut bleiben darüber im Gespräch und so begleitet der Therapeut den “Tagtraum”,die Imagination. Im Symbolgeschehen können sich Konflikte deutlich zeigen, kann die Klientin Handlungsabläufe quasi ausprobieren ohne dass konkret schon etwas geschieht, und es können Ressourcen gefunden werden, die dann im Alltag genutzt werden können, und schließlich erleben die meisten Klienten die Tagträume als ein Auftanken. Nach Beendigung des Tagtraums wird die Entspannung wieder zurückgenommen (Faust machen, sich recken und strecken). Danach ist noch Zeit für einen kurzen Austausch, wobei Erlebtes noch nachklingen darf und wesentliche Passagen noch mal angesprochen werden. Bis zur nächsten Sitzung beschäftigt sich die Klientin zu Hause mit dem Tagtraum, durch daran denken, durch Aufschreiben oder auch durch Malen des Erlebten, was zu einer Vertiefung und Anreicherung führt. In der nächsten Sitzung wird der Tagtraum (anhand der Zeichnung) noch mal besprochen, neu Gefundenes dazu mitgeteilt und Zusammenhänge zum vergangenen und jetzigen Leben herausgearbeitet („Um welchen Konflikt könnte es sich handeln? Welche Lösungsmöglichkeiten zeigen sich? Wie kann gefundene Freude und Kraft im Alltag umgesetzt werden?“…diesen Fragen wird nachgegangen. Durch die Arbeit mit der KIP wird sozusagen die Seelenlandschaft erkundet und erweitert, was zu einer Erweiterung der Handlungsspielräume und der Erlebnismöglichkeiten führt. Sie schöpfen sozusagen aus Ihrem inneren Reichtum, aus der Schatzkammer Ihrer Seele! | Illustrationen: |
Bei diesem Ansatz geht man davon aus, dass das Ich nicht etwas total Abgegrenztes ist, sondern etwas Komplexes, dass es sich aus unterschiedlichen „Teilen“ zusammen setzt. Zum Beispiel wird uns das deutlich, wenn wir einem Problem zwiespältig gegenüber stehen. Da streiten sich dann (mindestens) zwei Seelen in unserer Brust. Das Konzept des Inneren Kindes hat sich als sehr hilfreich erwiesen. Das “glückliche Innere Kind” in uns ist voll Spontaneität, Kreativität, Lebensfreude, Unbeschwertheit, Offenheit. Verbindet man sich mit ihm, fließt diese positive Energie der Gesamtperson zu und das macht großen Spaß! Mit Unterstützung durch die Therapeutin, wird diese sogenannte “Erwachsenen-Ich” gestärkt und ermutigt, sich dem Inneren Kind zuzuwenden und ihm das zu geben, was es damals gebraucht hätte und heute noch braucht. Wahre Hilfe führt dazu, dass sich der Klient auf seine eigenen Kräfte als erwachsener Mann/erwachsene Frau besinnen kann, um selbst dem Kind in seinem/ihrem Inneren zu helfen. Das erwachsene Ich von heute holt das Kind aus der belastenden Situation (Alleingelassensein, Gewalterfahrung, Demütigung,…) heraus, gegebenenfalls mit Inneren Helfern (welche zuvor imaginativ erarbeitet wurden). Das Kind kann an einen Sicheren Ort gebracht werden (ebenfalls eine vorher bildhaft erarbeitete Ressource) wo es dann alles kriegt, was es braucht: Trost, Wärme, Anerkennung der Trauer und der Wut, Ermutigung, diese Gefühle auszudrücken, Schutz, Sicherheit, unbeschwertes Spiel, Würdigung des Erlittenen,… PITT (Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie) Diese Arbeit funktioniert, weil uns eigentlich nicht das belastet, was vor Jahren und Jahrzehnten passiert ist, sondern die Bilder, die wir in Bezug auf die belastende Situation im Kopf haben – und die können verändert werden. Das Erlebte kann nicht rückgängig gemacht werden, aber wenn jemand da ist, der zuhört und die Trauer aushält und mit trägt, kann Heilung geschehen. Symptome können so verstanden werden, dass es immer das Innere Kind (manchmal auch ein jüngerer erwachsener Anteil) ist, das (der) durch sie auf sich aufmerksam macht. Hört man nicht rechtzeitig darauf, eskaliert es, wie kleine Kinder, die nicht gehört werden. Erwähnt sollte noch werden, dass das Innere Kind nicht nur verletzt und beschämt ist, sondern dass es auch ein fröhliches und lebendiges Kind ist, mit dem sich zu beschäftigen großen Spaß machen kann! Nicht zuletzt möchte ich noch darauf hin weisen, dass das Prinzip von der „Geburt des Göttlichen Kindes“, ein Symbol für Weisheit, Befreiung und Erlösung ist.(Jesus, Buddha,..) In dem sehr zu empfehlenden Buch „Das Kind in uns“ von John Bradshaw schreibt dieser über sich selbst: „An einem verregneten Donnerstag Nachmittag erlebte ich das, was Alice Miller über ihr inneres Kind geschrieben hat: „…und ich brachte es nicht fertig… das Kind… dort wieder allein zu lassen. Hier fasste ich einen Entschluss, der mein Leben grundlegend verändern sollte: mich von dem Kind führen zu lassen…“ An diesem Tag entschloss ich mich, das Kind in mir zurück zu fordern und es unter meine Fittiche zu nehmen. Ich fand es im Zustand panischer Angst vor. Zunächst hatte es kein Vertrauen zu mir und wollte nicht mit mir gehen. Aber ich ließ nicht locker und redetet ihm gut zu und versprach ihm, es nicht im Stich zu lassen. Erst dann begann ich, sein Vertrauen zu gewinnen.“ Und weiter schreibt Bradshaw: „Wenn die Menschen erst einmal den Anspruch auf das verletzte Kind in ihrem Inneren erhoben haben und es liebevoll umsorgen, wird die schöpferische Kraft dieses wunderbaren, natürlichen Kindes erkennbar. Wenn das Kind erst einmal integriert worden ist, wird es zu einem Quell der Erneuerung und neuer Lebenskraft. C. G. Jung nannte dieses natürliche Kind das „göttliche Kind“- unser natürliches Potential, das uns in die Lage versetzt, die Welt zu erforschen, zu staunen und schöpferisch zu sein.“ | Illustrationen:Patientenzeichnungen |
PITT ist eine von Frau Dr. Luise Reddemann entwickelte Methode zur Behandlung von Leidenszuständen, welche sich als Folge traumatischer Erlebnisse entwickelt haben (siehe Link “Traumafolgeerkrankungen”), insbesondere der Posttraumatischen Belastungsstörung und der Borderline Persönlichkeitsstörung, welche u.a. durch Dissoziation (Spaltung) gekennzeichnet sind. Die klassischen Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (Schreckhaftigkeit, Überwachheit, Vermeidung, Panikattacken, Albträume) treten häufig nach Monotraumata auf. Komplexe Störungsbilder (instabile Affektregulation, selbstschädigendes Verhalten, Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen des Bewusstseins, dissoziative Störungen, Veränderung der Bedeutungssysteme) sind eher nach durch von vertrauten Menschen (“man-made disaster”) über einen langen Zeitraum wiederholt zugefügte Traumata oder Multitraumata zu erwarten und werden auch als Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet. Gelegentlich zerfällt die Person auch in mehrere Personen, was man früher als Multiple Persönlichkeitsstörung bezeichnet hat. Heute spricht man von einer Dissoziativen Identitätsstörung. Diese entwickelt sich als Folge von anhaltenden Erfahrungen schwerster Gewalt und Vernachlässigung in der frühesten Kindheit (ritualisierter Kindesmissbrauch, Kinderpornografie). Es gab keinen einzigen verlässlichen Menschen für das Kind. Unbewältigbare emotionale Zustände werden getrennt gehalten (Dissoziation), was ursprünglich – als die tatsächliche Traumatisierung erfolgt ist – als Überlebensstrategie diente. Dieser Mechanismus verselbständigt sich jedoch im weiteren Leben und man dissoziiert, ohne dass man es möchte. Schon scheinbar unbedeutende Situationen können als “Trigger” wirken und die dem Trauma adäquaten Gefühle von Angst, Panik und Hilflosigkeit auslösen, die jedoch in der Gegenwart als unerklärlich erlebt werden. PITT fördert gezielt die Selbstregulation von negativen Affekten, Selbstfürsorge und Selbstmanagement mittels Imagination. Selbstregulation kann durch gezieltes Nutzen des Mechanismus der Dissoziation erreicht werden, wodurch einerseits überflutende Affekt ferngehalten werden (“Tresor”-Übung, Beobachtertechnik), durch Übungen wie “Sicherer Ort”, “Innere Helfer” kann Schutz und Geborgenheit erlebt werden. Diese Imaginationen regen auch die schon vorhandenen Selbstheilungskräfte des Klienten an. Diese zu finden und zu nutzen ist ein zentraler Punkt in der PITT, denn bei allem Leiden sind immer auch Selbstheilungskräfte vorhanden. Ohne dies hätte die KlientIn das Trauma nicht überlebt! Es geht also darum, die Resilienz zu stärken. Die Basis der therapeutischen Haltung ist Respekt, Würdigung, unerschütterliche Zuversicht in die Resilienz der KlientIn, Achtsamkeit und Mitgefühl. Auch scheinbar “sinnloses” Verhalten wie Sucht, Selbstgefährdung, Substanzmissbrauch, Hyperaktivität oder Verbleiben in belastenden Beziehungen werden ernst genommen, in dem Sinne, dass sie als Selbstrettungsmaßnahmen einmal sinnvoll waren. Die Suche nach alternativen Möglichkeiten, Entspannung, Sicherheit und Selbstwert zu erleben ist wesentlich. Die Persönlichkeit wird in der PITT nicht als eine in sich gegossene Entität begriffen sondern im Sinne eines Inneren Teams, bestehend aus sich unterscheidenden “Ego-States” (John und Ellen Watkins), welche bei gesunden Menschen kooperieren, bei Traumatisierten jedoch nicht verbunden sind oder nicht ausreichend im Gleichgewicht stehen und es deshalb zu inneren Spannungen kommt, ja zu Affektüberflutungen und/oder unerklärlichem Verhalten. Ressourcenvolle Teile können z.B. bei einer Affektüberflutung nicht genutzt werden. Kritische Teile geißeln die “Schwäche” oder lassen “Scham” erleben. Verletzte Anteile sind in Panik. In der PITT geht es darum, dieses Innere Team wieder in Kontakt zu bringen, so dass sich die Teile gegenseitig unterstützen und bereichern können. Bei Dissoziativen Identitätsstörungen kann es gelingen, dass die Personen sich kennen und eine Hauptperson sozusagen die Kontrolle behält, also die anderen Personen managen kann und so ein kontrolliertes, respektvolles Nebeneinander möglich wird (Literatur: “Viele sein”, Michaela Huber). Der Therapeut und der Erwachsene Kompetente Ich-Anteil der KlientIn kümmern sich gemeinsam um verletzte Innere Anteile– meistens ein “inneres Kind” oder jüngere Ichs. Diese werden an einen guten, sicheren inneren Ort gebracht um dort von immerwährend verfügbaren “Idealen Eltern” und “Hilfreichen Wesen” versorgt und getröstet zu werden. Auch das Erwachsenen-Ich von heute kann dies tun. Die in der Therapie gelernten Übungen können später selbständig anwendet und damit Stress reguliert werden. Ist innere Stabilität erreicht, kann, wenn der Klient dies wünscht, ein Traumabarbeitung erfolgen. Durch die distanzierende Beobachtertechnik oder Bildschirmtechnik ist eine sorgfältige schrittweise Annäherung an die traumatischen Gefühle möglich, ohne dass es zu einer Retraumatisierung, sprich Gefühlsüberflutung kommt. Die traumatische Situation wird schrittweise durchgegangen, wobei minimales Erleben reicht. Dadurch kann das vorher “abgekapselte”, “wie selbständig ablaufende” Teilerleben von aus dem Zusammenhang gelösten Erfahrungen (Gerüche, Bilder, Körperwahrnehmungen,…) in die Gesamtpersönlichkeit integriert werden und so in einen Sinnzusammenhang gebracht werden. Dadurch verliert es an Bedrohlichkeit und kann als ein Ereignis, das “vorbei” ist, zur Erinnerung werden. Trauer kann Angst und Panik ablösen und es kommt zu einer Neuorientierung, ähnlich wie nach allen Verlusterlebnissen. Schuld und Schamgefühle können losgelassen werden, Sinnfragen geklärt werden. Dabei helfen Rituale (Briefeschreiben, Gegenstände begraben), Geschichten erfinden, Musik, Kunst oder Spiritualität. | Illustrationen: |